CD-Kritiken zu "Metanoia":
Eclipsed Nr. 39 (02/2002) - CD Version:
Klar,
wenn dieses früher nur auf Mini-Doppel-LP veröffentlichte
Porcupine Tree-Meisterwerk auch auf CD erscheint, wird sie meine CD
des Jahres. Denn bereits die LP-Version gehört zu meinen liebsten
Scheiben. Ursprünglich - so Steven Wilson - wurden diese Aufnahmen
nur in einer Auflage von 1000 Stück und auf anderem Vertreibsweg
heraus gegeben, da er - Steven Wilson eben - diese Scheibe als "Nur
für Fans" bezeichnete. Er wollte diese Aufnahme den Fans nicht
vorenthalten, aber trotzdem nicht dass sie als "normale" Ausgabe
in den Handel kam, da er der Meinung ist dass reine Improvisationen
kaum was für den Otto-Normal-Hörer sind. Also wählte
er ein anderes Label, einen anderen Vertrieb und ein komplett anderes
Format. Doch diese 1000 Stück wurden durch den steigenden Bekanntheitsgrad
der Gruppe schnell zu wenig und so wurde die Metanoia-Orginalausgabe
bald für horrende Summen bei eBay.com versteigert. Zeit also auch
den neuen Fans, die nicht so tief in die Tasche greifen wollen, diese
Aufnahmen auch auf "normalem" Wege zur Verfügung zu stellen.
Um was geht es bei der mit Metanoia betitelten Scheibe denn nun? Wie
bereits gesagt: Improvisationen! Alle Aufnahmen auf dieser CD - und
gegenüber der Orginal-LP sind es gar zwei Tracks mehr - sind Improvisationen
die während den Aufnahmen der Signify-Sessions entstanden sind.
Und so ist es klar, dass es sich hier um etwas handelt, was nicht unbedingt
in jedermanns Ohren gehört. Und somit wird der Gedanke zur Veröffentlichung
von Steven Wilson klar.
Wer die CD hört wird keine geschliffenen und perfekt produzierten
Meisterwerke hören, sondern ausschweifende Jams der sphärischen
und spaceigen Art. Und genau das ist es was mir an dieser Scheibe so
gefällt. Die Jungs von Porcupine Tree geben sich gelassen und lassen
ihren Gefühlen und Ideen freien Lauf. Besonders hervorzuheben ist
der von Colin Edwin unglaublich gefühlvoll gespielte Bass, der
sich durch alle Aufnahmen hindurch zieht. Er ist das Bindeglied dass
alles zusammen hält und die Musik so richtig eingängig macht.
Natürlich sind auch die spaceigen Keyboards von Richard Barbieri
sowie die durchwegs brillant gespielten Drums von Chris Maitland zu
hören. Und natürlich hören wir genialste Gitarrensoli
des Bandleaders Steven Wilson, aber der Bass zieht mich immer wieder
in seinen Bann. Er ist wie der Pulsschlag das vorwärtstreibende
Element des Lebens... Die Aufnahmequalität ist durchaus als hervorragend
zu bezeichnen wenn auch eine präzise Qualität, wie wir das
sonst von Porcupine Tree gewöhnt sind, nicht vorhanden ist. Doch
wer würde so was bei Improvisationen überhaupt erwarten?
Und so wurde die CD, die ich zum grössten Teil bereits kannt, zu
meiner CD des Jahres 2001. Denn Improvisationen haben etwas ehrliches
und gerade diese sind etwas ganz besonders! Klar, jeder Porcupine Tree-Fan,
auch wenn er die Orginal-LP schon hat, wird sich diese Scheibe zulegen.
Aber sie ist durchaus auch vielen anderen zu empfehlen, gerade für
diejenigen die gerne mal so richtig wegschweben wollen.
Eclipsed Nr. 26 (April/Mai/Juni 1999):
Bis
und mit "Coma Divine" erschienen alle Produktionen der wohl
erfolgreichsten Prog-Band der späten 90-ern bei Delerium Records.
Doch wie so immer; sobald sich ein größerer Erfolg ergibt,
wandert eine Band zu einem anderen Label. So auch Steven Wilson und
seine Mannen, die jetzt bei "Chromatic Records" sind. Doch
gleich die erste "Porcupine Tree"-Produktion außerhalb
Delerium sorgte für Wirbel. Dabei war doch alles so schön
geplant: 10 Zoll Doppel-LP (10 Zoll = 25,4 cm!) wie bei "Staircase
Infinities", limitierte 1000-er Auflage, Outtakes der Signify-Produktion,
bei der man die Band jammen hört (!!!) und ein psychedelisches
Cover, das man nur farbig genießen kann. Und dann musste die ganze
Produktion zurück gerufen und eingestampft werden, weil die Sound-Qualität
miserabel war. So dauerte es eben doch etwas, bis auch ich mein Exemplar
in Händen hatte. Doch das Warten hat sich gelohnt!
"Metanoia" ist "Porcupine Tree" so wie ich sie liebe.
Lange Tracks, viel Improvisation und typisch spacig-rhytmisch. "Porcupine
Tree" eben! Da werden Erinnerungen an das 18-minütige "Moonloop"
geweckt, da fühlt man sich bei "Radioactive Toy" auf
der "Coma Divine", oder gar in den sphärischen Momenten
der "Sky Moves Sideways". Mehr dazu schreiben ist Zeitverschwendung.
Wer sie noch bekommen kann, und die erwähnten Tracks mag, der muß
diese Mini-DoLP einfach haben. Ein echtes "Porcupine Tree"-Juwel!
Progressive Newsletter Nr. 40 (06/2002) - CD Version:
Gleich
zwei Alben innerhalb kürzester Zeit wurden von Porcupine Tree,
respektive ihrem ersten Label Delerium, auf den Mark gebracht. Dabei
handelt es sich um eine Art "Danke schön" der Band an
Delerium, die nicht einen unerheblichen Einfluss bzw. Anteil am ansteigenden
Erfolg der Briten hatten. Delerium waren es schließlich, die im
Glauben an Steven Wilsons frühe Aufnahmen mit "On the Sunday
of life" eine Zusammenstellung der allerersten Tapes herausbrachten
und das Soloprojekt, aus dem später eine richtige Band werden sollte,
unterstützten und förderten, bis man schließlich nach
dem 97er Livealbum "Coma Divine" in Freundschaft getrennte
Wege ging und Porcupine Tree zu Snapper wechselten. Mittlerweile haben
Porcupine Tree einen Majorvertrag bei Lava Records, einem Sublabel von
Atlantic Records, in der Tasche und sind gerade dabei ihr erstes Album
für den neuen Vertragspartner aufzunehmen. So erhofft man natürlich
im Sog dieser Veröffentlichung die Nachfrage nach älteren
Aufnahmen anzukurbeln, wobei davon auch Delerium profitieren könnten.
"Metanoia" und "Stars Die" dokumentieren die unterschiedlichen
Seiten von Porcupine Tree, dürften damit eventuell denjenigen,
die erst später auf die Briten gestossen sind, nicht unbedingt
vollständig zusagen. Jedoch sind beide, auf ihre ganz eigene Art,
zwei äußerst interessante und empfehlenswerte Alben.
"Metanoia" stammt aus dem Jahr 1995/96, erschien bisher nur
auf Vinyl und beinhaltet mehr als eine Stunde improvisierte Musik ohne
jeglichen Gesang. Die Aufnahmen entstanden im Rahmen der Sessions zum
"Signify" Album, zeigen die Band, wie sie aus spontanen Ideen,
Improvisationen weit angelegte, sehr sphärische Klanglandschaften
entstehen lässt. Über den gesamten Aufnahmen schwebt ein leicht
psychedelischer, spaciger Geist. Klänge verhallen im Raum, sachte
schälen Gitarre und Keyboards feine Melodien heraus, die sich langsam,
teilweise sehr langsam entwickeln, dennoch von faszinierender langatmiger
Schönheit sind. "Metanoia" ist in diesem Sinne kein richtiges
Album mit abgeschlossenen Songs, es ist vielmehr ein Fluss an Ideen,
die beim Zusammenspiel der vier Musiker spontan entstand. Man muss sich
Zeit nehmen und auch mal mit minutenlangen, fast schon experimentelle
Sounds zu Recht kommen, die auch in ihre Langatmigkeit doch irgendwie
einen ganz eigenen Eindruck hinterlassen. Ein Album, dass mehr die Band
bei der Arbeit zeigt, somit sicherlich etwas mehr für den Sammler
oder auch Interessenten an spacigen Improvisationen. Im Vergleich zur
ursprünglichen Vinylversion des Albums wurde die CD Ausgabe übrigens
noch um zwei zusätzliche Titel ergänzt.
Da aus rechtlichen Gründen das bereits angekündigte Livealbum
von der letzten Tour vorerst auf unbestimmte zeit verschoben wurde,
bleibt abzuwarten, mit was Porcupine Tree ihre Fans auf dem nächsten
Studioalbum überraschen werden. So lange kann man sich bestens
die Zeit mit "Metanoia" und "Stars Die" vertrösten.
Empire Nr. 63 (2/2002) - CD Version:
Nach
dem letzten Studioalbum "Lightbulb Sun", der Raritäten-Werkschau
"Recordings" erscheint nun, mehr oder weniger parallel zur
Veröffentlichung von "Stars Die", einer weiteren Compilation,
mit "Metanoia" eine in der Tat außergewöhnliche
Platte. Porcupine Tree Mastermind Steve Wilson setzt hier weniger auf
durchgestylte , bzw. durchkomponierte Songs, sondern vielmehr auf dezent
abgefahrene, ins sphärische ausschweifende Sessions. Trotz dem
hier improvisiert wird bis es nicht mehr geht, erkennt man doch ohne
weiteres lockere Strukturen - und denkt man sich in das Ganze hinein,
kann dies durchaus richtig spannend werden. Was wohl nicht zuletzt auf
das ausgewogene, nicht anders als brillante Zusammenspiel der vier Ausnahmemusiker
liegt: Colin Edwins unaufdringliches, gefühlvolles Bass-Spiel,
Richard Barbieris spacige, niemals ins schwülstige abdriftenden
Keyboards, Chris Maitlands gefügige Schlagzeug- und Percussionarbeit
und insbesondere auch Wilsons inkoventionelles Gitarrenspiel verwebt
letztendlich wieder zu ehrlicher und präziser Musik. Anspieltipp:
Das sich über 14 Minuten lang aufbauende "Metanoia I / Intermediate
Jesus".
Unterm Strich also bleibt "Metanoia" eine lohnende Sache,
fernab von dumpfen Gegniedel und so. Übrigens: Porcupine Tree haben
kürzlich einen Plattenvertrag beim Major Atlantic/Eastwest unterschrieben.
Rock Hard Nr. 180 (05/2002) - CD Version:
"Metanoia"
ist kein neues Studioalbum der britischen Pink Floyd-Verehrer, sondern
eine Compilation von exzellent produzierten Jam-Sessions aus den Jahren
'95 und '96, die '98 bereits größtenteils als Double-10"-Vinyl
veröffentlicht wurden. Die rein instrumentalen Nummern glänzen
mit unglaublich tighten, abwechslungsreichen Bass/Drums-Kollaborationen,
über denen Mastermind Steven Wilson mit Gitarren und Synthies mächtig
psychedelisch durch die Fusion-Achterbahn donnert. Kompositorisch können
es die sieben Tracks natürlich nicht ganz mit den regulären
PORCUPINE TREE-Songs aufnehmen; so manche Psychedelic-Band würde
sich aber unter Garantie diverse Körperteile abhacken, wenn ihr
jemand dafür auch nur halb so gutes Material anböte.