Mikael Åkerfeldt
(Gitarren, Gesang)
Martin Mendez
(Bass)
Per Wiberg
(Keyboard)
Martin Axenrot
(Schlagzeug)
Fredrik Åkesson
(Gitarre)
www.opeth.com
"Orchid"
(1995)
"Morningrise"
(1996 )
"My Arms, Your Hearse"
(1998 )
"Still Life"
(1999 )
"Blackwater Park"
(2001)
"Deliverance"
(2002)
"Damnation"
(2003 )
"Ghost Reveries"
(2005)
"Watershed"
(2008)
06.06.2008:
Rock am Ring
D-Eifel
07.06.2008:
Rock im Park
D-Nürnberg
01.08.2008:
Wacken Open Air
D-Wacken
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Opeth "Watershed" (VÖ 30.05.2008);
Opeth bilden ein Genre für sich.
Die schwedischen Prog-Pioniere denken immer eine Spur voraus. Mit einzigartiger Leichtigkeit
verschmelzen sie seit ihrer Gründung 1990 Death Metal, Classic Rock, Progrock, Folk und sogar
Einflüsse aus dem Free Jazz zu einem immer neuen Ganzen. Mit "Watershed", ihrem
zweiten Album für Roadrunner Records und dem neunten in der Bandgeschichte insgesamt, setzt
sich diese faszinierende Tradition fort.
In der Opeth umgebenden Bildsprache ließe sich "Watershed" mit einer Spirale vergleichen
- das Album schließt zwar Kreise, bewegt sich aber auch aufwärts in Sphären, die Opeth noch
nie bereist haben. Sänger und Gitarrist Mikael Åkerfeldt erklärt das so: "Dieses Album klingt
sicher nicht nach einer müden Band, die nach dem letzten Strohhalm greift. Es klingt vielmehr
nach einer Band, die das Experiment schätzt und Songwriting nach wie vor hochinteressant findet.
Wir bringen keine Alben um ihrer selbst willen heraus. Es geht uns um die künstlerische Aussage."
"Watershed" macht da weiter, wo 2005 das makellose "Ghost Reveries" aufhörte - mit
sachten akustischen Kontemplationen, die früher oder später in der Schönheit des Chaos münden.
Opeth beweisen erneut, wie meisterlich sie die Extreme roher Gewalt mit bezaubernder Melodien
kombinieren und in ein Gleichgewicht bringen können.
Mikael Åkerfeldt besteht dabei auf die Tatsache, dass ein Opeth-Album immer auch mit dem
Zufall spielt: "Ich gehe nicht mit dem Taschenrechner an einen Song heran und teile meine
Death Metal-Schreie und den Clean-Gesang entsprechend auf. Ein Song ist wie ein lebendiges
Wesen, mit dem man spricht. Genauso wähle ich auch meine Worte. In einigen Tracks singe ich
sehr leise und in manchen Passagen schweige ich ganz, um den Instrumenten das Gespräch zu
überlassen."
Einige wohl platzierte Ausbrüche bewirken da gleich viel mehr. "Auf dem Album befinden
sich nicht mehr so viele düstere Grunts, dafür tragen sie umso mehr Gewicht. Statt mit
lang gezogenen Vocals mäßig interessante Songpassagen zuzukleistern, möchte ich in jedes
Wort meine ganze Leidenschaft legen. Ich habe mir früher nicht immer die nötige Zeit
dafür genommen", so Åkerfeldt.
Als nahezu religiöser Rockfanatiker und Plattensammler, der täglich neuen Hörstoff
braucht, ließ Åkerfeldt sich im Vorfeld von "Watershed" von einigen obskuren Alben
inspirieren: "Ich habe viel Musik aus den 1960ern gehört - natürlich Psychedelic,
aber auch ganz andere Sachen aus dieser Zeit. Da wäre zum Beispiel "Oddessey & Oracle"
von The Zombies. Dieses Album gehört zu den Besten, die ich je gehört habe - und
ich bin erst letztes Jahr auf diese Band gestoßen. Der Psychedelic der Sechziger
mit seinen irren Soundeffekten reizt mich sehr. Ich habe aber auch US-Songwriter
wie Bill Withers und Schnulzensänger der cooleren Sorte wie Scott Walker gehört.
Und jede Menge AC/DC!" lacht Åkerfeldt.
Auf "Watershed" zeigen Opeth also keinerlei Berührungsängste. Dennoch bleiben
alle Trademarks der Band an Bord - von Åkerfeldts schaurigen Vocals bis hin zu Gitarrenriffs,
die nur der Feder Opeths entspringen können. Åkerfeldt: "Leonhard Cohen hat mal
gesagt, je länger man Musiker ist, desto größer wird die innere Leinwand und desto besser
das Songwriting. Ich glaube das auch. Mit den Alben hormonüberfluteter Teenager kann ich
meistens gar nichts anfangen. Ich brauche feinsinnig ausgearbeitete Kunstwerke."
Kunstwerke wie "Watershed". Der nötige frische Wind dafür kommt nicht zuletzt
durch zwei neue Bandmitglieder in die Opeth-Familie; Drummer Martin Axenrot beweist in
leisen wie in lauten Zeiten auf "Watershed" sein immenses Können. Neuzugang
Fredrik Åkesson konnte dies zuvor an der Gitarre bei Arch Enemy tun. "Fredrik
[Åkesson] motiviert mich sehr durch sein Spiel. Ich sah ihn vor Jahren in einer Kneipe
Coverversionen von Judas Priest, AC/DC, King Diamond und Metallica spielen und war tief
beeindruckt. Später, als er noch bei Arch Enemy spielte, traf ich ihn öfter auf Tour und
so wurden wir schnell Freunde."
Mikael Åkerfeldt sieht kreative Chancen, wo andere über Instabilitäten in
Line-Ups lamentieren: "Ich will, dass die Band größer ist als ihr Line-Up.
Früher habe ich mich von Personalwechseln schlimm herunterziehen lassen. Aber Menschen
ändern sich nun mal und ich werde nicht zulassen, dass Opeth irgendwelchen
Besetzungswechseln zum Opfer fallen. Eine gewisse Nostalgie in Bezug auf ein festes
Bandgefüge habe ich immer verspürt, aber manche Dinge lassen sich einfach nicht ändern.
Als Anders Nordin [der erste Opeth-Drummer] 1997 die Band verließ, musste ich diesen
Traum zu Grabe tragen. Seitdem weiß ich aber auch: wenn alle Bandmitglieder an einem
Strang ziehen und ihre Liebe zur Musik ausleben, dann ist alles auf einem guten Weg."
Es dauert nur Momente, um die positiven Auswirkungen dieser Neuaufstellung auch auf
"Watershed" zu hören. Atypische Formen und Strukturen sind auch heute das
Markenzeichen von Opeth. Doch letztlich muss sich auch ein Album wie "Watershed"
an seinem Songpotenzial und den kreativen Ideen messen lassen. Davon gibt es mehr als
genug: "Ich mag die Achterbahnfahrten, die komplexe Songs in sich tragen",
so Åkerfeldt, "denn für eine Metalband ist es wichtig - wenn nicht absolut
notwendig - jenseits der Grenzen des Heavy Metal nach Einflüssen zu suchen. Ansonsten
endet man als langweilige, zweitklassige Kopie der Iron Maiden-Alben, die man all die
Jahre gehört hat."
"Watershed" entstand in Opeths Heimat Schweden und wurde von Mikael Åkerfeldt
und Jens Bogren produziert. Dabei überlistete Åkerfeldt den control freak in sich mit
einigen einfachen Mitteln: "Wir haben in zwei Studios aufgenommen und ich konnte
nicht an beiden Orten gleichzeitig sein. Es war zuerst stressig für mich, nicht zu wissen,
was im anderen Studio vor sich ging. Also musste ich den anderen in der Band vertrauen
lernen. Das hat sich mehr als gelohnt, und rückblickend muss ich gestehen: ich habe nie
zuvor die Aufnahmen an einem Album so sehr genossen."
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